Der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen im Odenwald
29. August 2018
Mehr als voll war der Gewölbekeller als die Odenwälder Historikerin Antje Vollmer am vergangenen Mittwoch im Rodensteinmuseum ihren Vortrag über die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges im Odenwald hielt.
Mit beeindruckenden Bildern, mit interessanten Primärquellen wie Karten, Briefen undEintragungen in den Kirchenbüchern veranschaulichte die Referentin, wie es den hiesigen Menschen erging , wie sie diesen Krieg erlebten, wie der Dreißigjährige Krieg den Odenwald und seine Bevölkerung prägte.
Der dreißigjährige Krieg, der von 1618 bis 1648 im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ tobte, bestand aus mehreren einzelnen Kriegen. War es zunächst nach der Reformation ein Krieg zwischen Kaiser und Katholischer Liga einerseits und Protestantischer Union andrerseits, ist es doch offenkundig, dass es letztendlich um die Hegemonie, um Machtansprüche, um Besitztum im deutschsprachigen Raum ging.
Es gab den Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618 – 1623), den Niedersächsisch-Dänischen Krieg (1623 – 1629), den Schwedischen Krieg (1630 – 1635) und schließlich den Schwedisch-Französischen Krieg (1635 – 1648) der mit dem Westfälischen Frieden endete. Zwischen diesen Kriegen gab es immer wieder ruhigere Zeiten. „Friedenszeiten“.
Zwar gehörte der Odenwald nicht zum eigentlichen Kriegsgebiet, aber die Region fungierte als Durchmarschgebiet für die an den einzelnen Kriegen beteiligten Armeen. Immer und immer wieder zogen die diversen Heere plündernd und brandschatzend durch den Odenwald. Hatten sich die Überlebenden aus tiefster Not in einigen ruhigeren Jahren wieder etwas erholt, folgten erneute Brandschatzung und Plünderung.
Wenn in der Geschichtsschreibung davon die Rede ist, dass in Teilen Süddeutschlands nur 30% der Bevölkerung überlebt habe, so hatte der Odenwald nicht so viel „Glück“. In diesem Gebiet überlebten nur etwa 3% der Bevölkerung! Schuld war nicht nur der Krieg selbst, sondern vor allem seine Begleitumstände, wie unermessliche Hungersnöte, wie die Pest und andere Seuchen.
Viele Odenwälder Dörfer fielen wüst oder es gab nur noch ganz wenige Bewohner. In Fränkisch-Crumbach überlebten gerade noch 5, in Höllerbach 3 Familien.
Von Groß-Bieberau gibt es sehr genaue Aufzeichnungen über die Gräueltaten der Soldateska und das Leiden der Menschen.
Ab 1636 wirkte dort der Pfarrer Johann Daniel Minck. Ihm verdanken wir eine Dokumentation dieser schrecklichen Zeit. Sie ist als Original erhalten im "Saalbuch der Kirchen zu Grossen Bieberaw", das im dortigen Pfarrarchiv aufbewahrt wird.
Die Bevölkerung Groß-Bieberaus war von etwa 300 Menschen (1634) auf 25 (1636)
zurückgegangen. Nach dem Wüten der Pest gab es Hungersnot, die Kleinkinder waren der Notzeit zum Opfer gefallen, das Vieh hatten die Soldaten restlos geraubt und jede weltliche Ordnung war zerbrochen.
Es waren unvorstellbar trostlose Zustände. Im Oktober 1648 endete schließlich der Krieg in Deutschland.
Es dauerte jedoch mehr als 100 Jahre bis sich die Dörfer wieder erholt hatten. Großen Anteil hatten dabei Einwanderungen aus der Schweiz. Das gilt auch für Fränkisch-Crumbach. Viele Familien z.B. die Familie Hotz u. a. gehen auf diese Zeit zurück.
In ihrer bekannt lebhaften, mitreißenden Art gelang es Frau Vollmer diese schlimme Zeit den Besuchern beeindruckend deutlich zu machen. Es war das erste Mal, dass der Gewölbekeller als Raum für Vorträge genutzt wurde. Es ist ein schöner Raum hierfür, allerdings für einen solchen Andrang wie am Mittwoch etwas zu klein!
Weitere Info über www.rodensteinmuseum.de
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