Ortsrundgang
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Virtueller Rundgang
Villa Heil
Das markante Gebäude in dem parkähnlichen Grundstück, vor dem Sie stehen, wurde vom Elektroingenieur und Erfinder Albrecht Heil erbaut, der 1869 in Fränkisch-Crumbach geboren wurde. Nach dem Studium an der Universität Heidelberg ließ er sich als Unternehmer in Frankfurt am Main nieder. Er gründete eine Familie und lebte viele Jahre in Frankfurt. In dieser Zeit gelangen ihm zahlreiche Erfindungen, beispielsweise die Trockenbatterie für Taschenlampen. Er war Inhaber vieler Patente.
1912 kaufte er in der damaligen Obergasse in Fränkisch-Crumbach, der heutigen Rodensteiner Straße, dieses große Grundstück. Er ließ sich die „Villa Wiesenau“ erbauen, so nannte er selbst sein neues Haus. 1914 übersiedelte er mit seiner Familie von Frankfurt nach Fränkisch-Crumbach und lebte hier fortan als Privatier.
In seiner zweiten Fränkisch-Crumbacher Zeit widmete er sich mit großem Interesse und beachtlichem Engagement der Erforschung der Baugeschichte der Burg Rodenstein. Das Ergebnis seiner Forschungen veröffentlichte er 1927 zusammen mit Carl Kraus in einer mehrseitigen Broschüre. Albrecht Heil starb im Jahr 1940.
Sein Haus, die Villa Wiesenau bzw. die Villa Heil, ist dank seiner Nachkommen nahezu im Originalzustand erhalten. Es zeugt noch immer von einer herausragenden Wohnkultur aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts.
Text: Jürgen Göttmann, Fränkisch-Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis
Abbildung © Irmgard Steiner, mit freundlicher Erlaubnis
Maria Trinkaus: Mutter des berühmten amerikanischen Marschkomponisten John Philip Sousa
In diesem Haus wurde Maria Elisabeth Trinkaus am 29. Mai 1826 als zweites von sieben Kindern geboren. Ihr Vater war Bäckermeister und stammte ursprünglich aus Brensbach. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war wirtschaftlich eine schwere Zeit in ganz Europa. So wanderten auch aus dem Odenwald viele junge Leute aus und für viele waren die Vereinigten Staaten von Amerika das Ziel.
Auch Maria Trinkaus machte sich auf in die USA. In Brooklyn, New York, lernte sie den Musiker Antonio Sousa kennen. Sie heirateten 1850 und zogen nach Washington, wo Antonio in die US Naval Band, das Musikcorps der amerikanischen Marine, aufgenommen wurde.
John Philip wurde 1854 als drittes von zehn Kindern geboren und erwies sich als musikalisches Wunderkind. Als 13jähriger wurde er Auszubildender in der US Naval Band und diente dort sieben Jahre lang.
Als der Komponist Jacques Offenbach in den 1870er Jahren in den USA gastierte, gehörte Sousa zu seinem Orchester und stieg bis zum Dirigenten auf. 1880, in dem Jahr, in dem seine Mutter starb, wurde er zum Leiter der US Marine Band berufen, die bald darauf zur offiziellen Kapelle des amerikanischen Präsidenten ernannt wurde.
John Philip begann eine kometenhafte Karriere. Innerhalb der folgenden Jahre gab er weltweit über 15.000 Konzerte und erreichte einen Status, den später nur Glenn Miller, Elvis und die Beatles hatten. Man muss sich vor Augen führen, dass es damals kein Radio und keine Plattenspieler gab und aller Ruhm auf seinen mitreißenden Konzerten beruhte. Im Laufe der Jahre komponierte er über 250 Musikstücke, darunter Märsche, Operetten und Lieder. Der Marsch „Stars and Stripes forever“ wurde 1987 von Präsident Reagan zum amerikanischen Nationalmarsch erklärt. In Deutschland wurde dieser Marsch unter anderem durch die Werbung für das Reinigungsmittel „Der General“ und das Trinklied „Wir trinken das schäumende Bier“ bekannt.
Sousa starb 1932 im Alter von 78 Jahren. Er wurde mit militärischen Ehren auf dem Congressional Cemetery begraben. Dort spielt die Marine Band noch heute jedes Jahr bei einer Feierstunde anlässlich seines Geburtstages.
Text: Claus Fittschen, © Rodensteinmuseum
Die Schwarzweiß-Fotos zeigen Maria mit ihrem Mann John Antonio Sousa, die farbige Abbildung zeigt John Philip in Uniform.
Fotos und Marsch „Stars and Stripes Forever“ aus „John Philip Sousa’s America“ mit freundlicher Erlaubnis von GIA Publications Inc., Chicago.
Rentamt und Saroltaschule
Ältere Fränkisch-Crumbacher bezeichnen dieses Haus in der Saroltastraße Nummer 3 häufig als „das alte Rentamt“ oder „die Saroltaschule “. Beides stimmt, wenngleich das Haus seit 1974 in Privatbesitz ist.
Gebaut wurde dieser repräsentative, barocke Steinbau mit dem Mansarddach 1754 als „Gemmingen'sches Rentamt“. Als solches wurde es auch bis zu seinem Verkauf 1974 genutzt. Hier wurden Amtsgeschäfte erledigt, Einkünfte aus den Ländereien der Familie von Gemmingen verwaltet, Zinsen gezahlt und dergleichen mehr. Diese Geschäfte erledigte ein sogenannter „Amtmann“. Ein solcher Verwalter war auch der Amtmann Stein, der wegen seiner Strenge und Unnachgiebigkeit gefürchtet war. Der Sage nach geisterte er nach seinem Tod durch die Räume des Rentamtes.
Eine zweite Nutzung erhielt der Bau 1892, als Adolph von Gemmingen-Hornberg hier eine Schule für Kleinkinder einrichtete. Er gab ihr den Namen „Saroltaschule“, zum Gedächtnis an seine verstorbene Gattin Sarolta, geborene Gräfin Batthyany, die aus Ungarn stammte. Sarolta ist die ungarische Form des Namens Charlotte, es wird eigentlich „scharolta“ ausgesprochen, aber das nehmen wir Fränkisch-Crumbacher nicht so genau.
Sarolta war eine recht sozial denkende Frau. Sie musste immer wieder erleben, dass Kinder zu Schaden kamen, weil die hart arbeitenden, kinderreichen Familien ihren Nachwuchs nicht ausreichend beaufsichtigen konnten. Sie war die treibende Kraft bei der Einrichtung einer Kinderschule, konnte jedoch deren Eröffnung nicht mehr erleben.
Das katholische Haus Gemmingen-Hornberg übergab die Betreuung der Kinderschule dem Diakonissenhaus Nonnenweier – einer evangelischen Einrichtung. Ein gelebtes Stück Ökumene!
Die Saroltaschule wurde durch Mittel eines der Familie von Gemmingen-Hornberg gehörenden Fonds unterhalten; nach der Inflation von 1923 durch die Familie Gemmingen-Hornberg persönlich. Trotzdem mussten die Eltern der Schüler ab 1921 Schulgeld bezahlen: Eine Mark pro Kind und Woche und 50 Pfennig für jedes weitere Kind. Aber selbst diesen niedrigen Beitrag konnten nicht alle Eltern aufbringen.
Bis 1972 der neue Kindergarten an der Schleiersbacher Straße gebaut war, gingen viele Generationen kleiner Fränkisch-Crumbacher drei Jahre lang in die Saroltaschule.
Text: Erika Schäfer, © Rodensteinmuseum
Foto der Familie von Gemmingen: Sarolta & Adolph, die Töchter Franziska & Ernestine, Foto Gemeinde Fränkisch-Crumbach, gemeinfrei
Die Freiherren von Pretlack in Fränkisch-Crumbach
Der spätere General Johann Rudolf von Pretlack trat Ende des 17. Jahrhunderts in hessen-darmstädtische Dienste. Im Jahre 1717 erhielt er durch Heirat ein Viertel der Rodensteiner Güter. Um 1720 errichtete er in Fränkisch-Crumbach ein Schloss mit ausgedehnter Parkanlage und See: das heutige Rathaus.
Bereits zwischen 1683 und 1686 soll er als junger Page aus den Einsätzen gegen die Türken die so genannte „Türkentrommel“ als Beutestück mitgebracht haben. Dieser trommelförmige und bemalte Tisch aus Palmenholz steht heute in der evangelischen Kirche in Fränkisch-Crumbach. Tatsächlich ist er eine Rarität aus Java, einer Insel im heutigen Indonesien. Man benutzte ihn in Fränkisch-Crumbach als Tauftisch.
Der letzte Freiherr von Pretlack, Ludwig Georg Franz, starb 1843 und wurde in der Pretlackschen Gruft auf dem Fränkisch-Crumbacher Friedhof mit großem Zeremoniell beigesetzt: Um das Aussterben des Geschlechts in Szene zu setzen, zerbrach man das Pretlacksche Wappen und warf es in sein Grab.
Text: Karl-Heinz Mittenhuber, © Rodensteinmuseum
1. Johann Rudolph von Pretlack, 1668-1737, gemeinfrei
2. Wappen derer von Pretlack, gemeinfrei
Die Fränkisch-Crumbacher Synagoge
Zur Zeit der Reichsgründung im Jahr 1871 lebten in Fränkisch-Crumbach ca. 1.650 Einwohner. Von ihnen gehörten etwa 100 der Israelitischen Religionsgemeinde an. Dank der rechtlichen Gleichstellung der jüdischen Bürger im Deutschen Reich wurden vielerorts Synagogen gebaut, so auch in Fränkisch-Crumbach. Der Zigarrenfabrikant Isaak Oppenheimer III. unterschrieb als Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinde am 20. Januar 1873 die Ausschreibung für den Bau der Synagoge. Sie konnte bereits 1874 eingeweiht werden. Zur Synagoge gehörten eine Mikwe – ein jüdisches Ritualbad – und ein Schulraum mit kleiner Wohnung.
Seit 1936 wurde die Synagoge nicht mehr genutzt. Viele jüdische Bürger hatten bereits Crumbach verlassen, um ihr Leben zu retten. Dadurch waren in der Israelitischen Religionsgemeinde nicht mehr genügend männliche Mitglieder vorhanden, um die religiösen Rituale durchzuführen.
Für die leerstehende Synagoge mussten die noch verbliebenen Juden jedoch eine Sondersteuer bezahlen, die sie nicht aufbringen konnten, da sie wegen fortgesetzter Behinderung ihrer Berufsausübung verarmt waren.
So wurde das Gebäude am 21. Juli 1938 von der Israelitischen Religionsgemeinde an die Familie Albrecht Ripper senior verkauft. Es sollte für die Erweiterung des sich seit 11 Jahren neben der Synagoge befindenden recht kleinen Kinos genutzt werden. Unterschrieben wurde der Vertrag von Moritz Oppenheimer, dem Sohn von Isaak Oppenheimer, Julius Neu und Lazarus Karlsberg.
Bald wurde die Synagoge zu einem Kino umgebaut. Zur Eröffnung am 10. November 1938, dem Tag nach der Reichspogromnacht, schrieb das Darmstädter Tagblatt: „Die Neuausstattung mit neuzeitlichem pausenlosen Vorführungsgerät ließ aus den seither für ganz andere Zwecke benützten Räumen eine Anlage entstehen, um die Fränkisch-Crumbach wohl vielerorts beneidet wird“. Die Art der vorherigen Nutzung blieb bewusst unerwähnt.
Moritz Oppenheimer und seine Frau Margarete wurden im August 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Julius Neu wanderte 1939 mit seiner Frau Frieda und Tochter Martha in die USA aus.
Lazarus Karlsberg emigrierte im Februar 1939 im Alter von 74 Jahren nach Argentinien und lebte bis zu seinem Tod bei seinem Sohn Josef Karlsberg.
Text: Horst Fornoff, Fränkisch-Crumbach,mit freundlicher Erlaubnis
Abbildung: © Albrecht Ripper, Fränkisch Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis
Die jüdische Familie Oppenheimer: eine bemerkenswerte Crumbacher Familie
Isaak Oppenheimer III. wurde 1843 geboren, in einer Zeit, in der in Crumbach über 90 Juden wohnten. Er war ein frommer Jude und initiierte als Vorstand der Israelitischen Gemeinde den Bau der Crumbacher Synagoge. Isaak wohnte mit seiner Familie hier in diesem Haus. In den angrenzenden Gebäuden an der Allee und der Erbacher Straße gründete und betrieb er seit 1870 die „Erste Oppenheimer & Söhne Cigarrenfabrik“. Die war so erfolgreich, dass er eine Zweigniederlassung in Pfaffen-Beerfurth eröffnen konnte. Seine Söhne Moritz und Gustav übernahmen Anfang des 20. Jahrhunderts die Fabrik, die im Laufe der Jahre bis zu 120 Angestellte beschäftigte und damit der bedeutendste Arbeitgeber des Ortes wurde. Alle Angestellten waren sozial-, kranken- und rentenversichert.
Moritz Oppenheimer war Mitbegründer der Fränkisch-Crumbacher SPD und von 1916 bis 1930 Mitglied des Gemeindeparlamentes. Außerdem war er Geschäftsführer der Genossenschaft zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes und Vorsitzender der Baugenossenschaft für die Siedlung „Auf dem Zieglers“. Es ist ersichtlich, dass Moritz Oppenheimer ein politisch engagierter und wirtschaftlich erfolgreicher Bürger des Ortes war, was ihn und seine Familie jedoch nicht vor Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten schützte.
Moritz Oppenheimer hatte mit seiner zweiten Frau Margarete vier Kinder. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 bemühten sich die Eltern erfolgreich, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Hannah und Ruth gelangten mit Kindertransporten nach England, Michael und Feodora wurden von französischen Familien aufgenommen. Die Eltern Moritz und Margarete wurden 1942 in Auschwitz ermordet.
Nach dem Krieg schloss Tochter Ruth Freundschaft mit mehreren Frauen aus Crumbach und Beerfurth und besuchte die Region häufig. Als Zeitzeugin hielt sie seit den 1970er Jahren unermüdlich Vorträge an Schulen und anderen Institutionen, um die Nachkriegsgeneration und besonders die Jugend an die Schrecken des „Dritten Reiches“ zu erinnern. Dafür erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Sie starb im Jahr 2020.
Text: Claus Fittschen, © Rodensteinmuseum
Abbildungen
1) Familie Moritz Oppenheimer
2) Belegschaft der Zigarrenfabrik 1915
Fotos © Barbara Linnenbrügger, Reichelsheim, mit freundlicher Erlaubnis
Die Kirche des Heiligen Laurentius: ein Kleinod in unserem Ort
Unsere Kirche steht auf einem Gelände über dem heutigen Straßenniveau. Man nimmt an, dass es sich dabei um einen ehemaligen Burgbezirk mit Herrenhaus, Kirche und Kellerbau handelt, der von einem Wassergraben umgeben war. Dieser Bereich im Zentrum des Ortes diente in kriegerischen Zeiten als Zufluchtsort.
Der Kirchturm war ursprünglich ein gedrungener Wehrturm, der – ebenso wie das Langhaus – in der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde.
1485 beauftragte Hans der Dritte von Rodenstein, der berühmte „Junker Hans“, den Baumeister Konrad von Mosbach, den Wehrturm aufzustocken und die Kirche aufwändig auszubauen.
Eine weitere Veränderung erfuhr die Kirche 1722 bis 23. Der bisher niedrigere Bogen des Chores wurde abgebrochen und anschließend bis zur Höhe des Langhauses mit einem Sterngewölbe erhöht. Der ehemalige Schlussstein, der einen Engel mit dem Rodensteinwappen zeigt, wurde in die Wand der Turmhalle eingemauert.
Das Langhaus war die Grabeskirche der Ritter von Rodenstein, deren Denkmäler noch heute im Inneren der Kirche stehen. Sie gelten als hervorragende Beispiele spätgotischer Bildhauerkunst. Auch das durch die Rodensteinsage weithin bekannte Denkmal des „Junker Hans“ ist hier zu sehen.
Vor der Reformation war die Kirche dem Heiligen Laurentius geweiht. Die Rodensteiner, als Patronatsherren der Kirche, weigerten sich lange, der Reformation zu folgen. Hierüber gab es heftige Auseinandersetzungen mit dem Landgrafen von Hessen. Der erste lutherische Pfarrer predigte 1579 in der Kirche unter der Herrschaft von Philipp dem Dritten von Rodenstein.
Text: Erika Schäfer, © Rodensteinmuseum
Abbildung: Kirchenschiff und Chorraum. Fotos © Bernd Sykora, Fränkisch-Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis
Ein geheimnisumwittertes Grabmal
In der Evangelischen Kirche befindet sich das sehr aufwändige Grabmal von Philipp dem Dritten von Rodenstein, der von 1544 bis 1582 lebte. Das Grabmal zeigt ihn mit zwei Frauen.
Dieses Grabmal regte die Fantasie der Betrachtenden an und so entstand die Sage von der Doppelehe des Rodensteiners: Es wird erzählt, dass der Herr von Rodenstein beschloss, einen Kreuzzug nach Jerusalem zu unternehmen. Er fiel jedoch in türkische Gefangenschaft. Hier verliebte sich die Tochter des Gefängniswärters in ihn und unter der Bedingung, dass er sie heiraten würde, verhalf sie ihm zur Flucht. Nach einer abenteuerlichen Reise kamen sie zur Burg Rodenstein. Seine erste Frau war so froh über seine Rückkehr, dass sie in eine Ehe zu dritt einwilligte. Die beiden Frauen wurden die besten Freundinnen!
Eine Ehe zu dritt, die liebevolle Gemeinschaft eines Adligen mit zwei Frauen, das ist eine faszinierende Geschichte. Aber sie ist nicht neu! Aus französischen Quellen kennt man die Geschichte mindestens schon seit dem 12. Jahrhundert.
Ein weiteres Beispiel ist die Sage des Grafen von Gleichen und seiner beiden Frauen in Thüringen.
Das Grabdenkmal in der Laurentiuskirche kann als bemerkenswertes Zeugnis für das Verhältnis des Philipp von Rodenstein mit seinen beiden Ehefrauen interpretiert werden. Allerdings heiratete er sie nacheinander. Er war in erster Ehe mit Margarete von Habern verheiratet und vermählte sich in zweiter Ehe mit Christine von Milchling. Doch eine osmanische Gefängniswärtertochter sucht man vergebens!
Text: Erika Schäfer, © Rodensteinmuseum
Abbildung: Grabdenkmal in der Kirche, Foto: © W. Beuerle, Fränkisch-Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis
Die Adelsgeschlechter Fränkisch-Crumbachs
Das erste Adelsgeschlecht etablierte sich um 1180 in der hiesigen Gemarkung und nannte sich die „Herren von Crumbach“. Zwei der Söhne, Friedrich und Rudolph, errichteten die Burg Rodenstein im 13. Jahrhundert und gaben sich nun den Namen „von Rodenstein“. Während die Linie der Crumbacher Herren bald ausstarb, bewohnten die Rodensteiner die Burg bis 1635, als Adam von Rodenstein und seine Familie während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest starben. Die Burg wurde danach nicht weiter bewohnt und verfiel.
Die Aufteilung des Erbes der Rodensteiner ist etwas kompliziert. Nach Adams Tod ging eine Hälfte seines Besitzes an seine Schwester und wurde an den Landgrafen von Darmstadt verkauft. Die andere Hälfte ging an Adams Neffen und wurde unter deren Nachkommen hin- und her vererbt, verkauft, bzw. durch Heirat weitergegeben; beispielsweise an den General Karl von Rabenhaupt, an Rudolf von Pretlack und Weiprecht von Gemmingen. Anfang des 19. Jahrhunderts vereinte die Familie von Gemmingen alle früheren Besitztümer der Rodensteiner wieder in ihrer Hand.
Der Herr von Rabenhaupt hatte sich fast nie in Fränkisch-Crumbach aufgehalten und praktisch nichts erinnert an ihn. Das Herrenhaus derer von Pretlack ist heute das Rathaus der Gemeinde. Nach dem Aussterben der Pretlacks blieb die Familie von Gemmingen als einziges Adelsgeschlecht in Fränkisch Crumbach und sie bewohnen heute noch das Herrenhaus.
Text: Stephanie Fittschen, © Rodensteinmuseum
Abbildungen:
1) Hans III. von Rodenstein, Foto: Claus Fittschen, © Rodensteinmuseum
2) Carl von Rabenhaupt, Wikipedia, gemeinfrei
Villa Heil
Das markante Gebäude in dem parkähnlichen Grundstück, vor dem Sie stehen, wurde vom Elektroingenieur und Erfinder Albrecht Heil erbaut, der 1869 in Fränkisch-Crumbach geboren wurde. Nach dem Studium an der Universität Heidelberg ließ er sich als Unternehmer in Frankfurt am Main nieder. Er gründete eine Familie und lebte viele Jahre in Frankfurt. In dieser Zeit gelangen ihm zahlreiche Erfindungen, beispielsweise die Trockenbatterie für Taschenlampen. Er war Inhaber vieler Patente.
1912 kaufte er in der damaligen Obergasse in Fränkisch-Crumbach, der heutigen Rodensteiner Straße, dieses große Grundstück. Er ließ sich die „Villa Wiesenau“ erbauen, so nannte er selbst sein neues Haus. 1914 übersiedelte er mit seiner Familie von Frankfurt nach Fränkisch-Crumbach und lebte hier fortan als Privatier.
In seiner zweiten Fränkisch-Crumbacher Zeit widmete er sich mit großem Interesse und beachtlichem Engagement der Erforschung der Baugeschichte der Burg Rodenstein. Das Ergebnis seiner Forschungen veröffentlichte er 1927 zusammen mit Carl Kraus in einer mehrseitigen Broschüre. Albrecht Heil starb im Jahr 1940.
Sein Haus, die Villa Wiesenau bzw. die Villa Heil, ist dank seiner Nachkommen nahezu im Originalzustand erhalten. Es zeugt noch immer von einer herausragenden Wohnkultur aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts.
Text: Jürgen Göttmann, Fränkisch-Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis
Abbildung © Irmgard Steiner, mit freundlicher Erlaubnis
Der Ortsrundgang führt zu Erlebnisstationen im Ortskern von Fränkisch-Crumbach. Dort stehen bebilderte Tafeln, an denen Erläuterungen zu historischen Gebäuden per QR-Code abgerufen werden können. Der QR-Code ist mit einem Audio-Guide verbunden, von dem der Wanderer die Informationen mit dem Handy anhören kann.
Weitere Erlebnisstationen gibt es auf dem "Pfad der Sagen" und dem Sagenrundweg für Kinder.
Der Ortsrundgang wurde realisiert durch das Rodensteinmuseum e.V. zusammen mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und der Gemeinde Fränkisch-Crumbach. Es wurde finanziell gefördert durch:
Die Lage der Gastronomie wird oben in der Karte markiert.
Öffnungszeiten
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Die Lage der Parkplätze wird oben in der Karte markiert.
Parkplatz Brunnenwiese | |
Naturparkplatz Michelbacher Tal | |
Parkplatz am Park Saroltastraße |
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Haltestelle: Fränkisch-Crumbach Kirche
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