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125 Jahre Saroltakapelle

Am 15. Oktober 1892 wurde die Saroltakapelle im Park feierlich eingeweiht. Dazu veröffentlicht der Verein „Crumbacher Denk-Mal!“ einen orig. Pressebericht vom Mainzer „Kath. Volksblatt“ von 1892.

Die Grabkapelle zu Fränkisch-Crumbach

In Fränkisch-Crumbach, Pfarrei Lindenfels, im Kreise Dieburg wohnt die Freiheitliche Familie von Gemmingen. Vor deren Wohnung brei.“ tet sich ein schöner, großer Park mit einem Wäldchen auf einer Anhöhe aus. Im letzten Winter weilte Adolph von Gemmingen, der hiesige Majoratsherr, mit seiner Gemahlin Sarolta, geborene Gräfin Batthiany in Ungarn, und seinen beiden Töchtern zu San Remo in Italien nicht weit von Genua. Die sehr leidende Gattin suchte dort im milden Klima Italiens Heilung oder doch Linderung ihrer sehr schmerzlichen Krankheit, wie in früheren Wintern. Doch Gott hatte es anders beschlossen. Anfang diesen Jahres suchte sie die Influenza heim und nach wenigen Tagen erlöste sie der Herr von all` ihren Leiden durch einen sanften Tod am 9.Januar 1892, nachdem sie noch das Glück hatte, die Tröstungen der heiligen Religion, die heiligen Sakramente zu empfangen; wohl fern von hier und ihrer Heimath, aber in Gegenwart ihrer lieben, theuren Angehörigen. Ihre Leiche wurde alsbald hierher gebracht und provisorisch beigesetzt. Im Parke ließ  die Freiherrliche Familie inzwischen durch Herrn Dombaumeister Lucas in Mainz eine sehr schöne Grabkapelle an jenem Orte erbauen, wo die verstorbene Freifrau zu ruhen wünschte. Diese Kapelle ist eine Doppeltkapelle. Die untere in der Erde ist nur bestimmt zur Aufnahme des Sarges in kostbarer Umkleidung von wertvollem Marmor; den Chor ziert ein herrliches weißes Kruzifix. In der Seite ist eine Gedenktafel  für Freiherrn Otto von Gemmingen, preußischer Rittmeister, welcher freiwillig nach Kamerun sich begab und dort am Fieber, bald nach dem Ableben seiner Mutter, starb. Ueber der Grabkapelle erhebt sich die zweite Kapelle über der Erde, mit schön gemalten Fenstern, einem Chörchen und einem Altar. Der Boden des Schiffes der oberen Kapelle ist von so festem Glas, daß man darüber gehen und in die Gruft sehen kann. Das Ganze ist im romanischen Style gehalten und gereicht dem Baumeister zum Ruhme.

Der hochwürdigste Herr Bischof von Mainz legte am 15. Oktober in der alten Hauskapelle seine bischöflichen Kleider an und zog mit den Mitgliedern und Verwandten der Freiherrlichen Familie durch den Park; vorangetragen wurde das Kreuz von Lindenfelser Meßdienern.                 

In der Nähe der Kapelle angekommen, trug der hiesige Gesangverein ein passendes Lied vor. Der Oberhirte segnete dann die neue Kapelle ein und celebrirte die erste heilige Messe in derselben. Mit Hofopernsänger von Darmstadt sangen während derselben unter Begleitung eines Harmoniums erhebende Lieder. Nach der bischöflichen Messe nahm Pfarrer Waller von Lindenfels, wozu Fränkisch-Crumbach als Filiale gehört, die Einsegnung der Leiche vor, worauf dieselbe in die Gruft gebracht wurde, während dessen die Darmstädter Sänger ein ergreifendes Grablied sangen.

Darauf hielt Herr Domkapitular Rostadt von Mainz, der als ehemaliger Pfarrer von Lindenfels, Religionslehrer der freiherrlichen Kinder war, und dieser Familie befreundet wurde, im Freien eine Ansprache. Redner schilderte das Leben und Wirken der verstorbenen Freifrau als Gattin, Mutter und wohlthätige Christin, wie auch ihren seligen Tod. Die Hoffnung der Wiedersehung mildert den Schmerz der Zurückgebliebenen. Mit großer Aufmerksamkeit folgte man dem Redner. Herr Pfarrer Waller aus Lindenfels las darauf noch eine  heilige Messe, unter welcher die Darmstädter Sänger nochmals hehre Lieder sangen. Damit schloß die erhebende Feier, die von 10 bis beinahe 12 Uhr dauerte. Die Verstorbene, -  das ist der Wunsch Aller, - ruhe in Frieden!

- Mainzer „kath. Volksblatt.“

 

Quelle Bilder: Stocker