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Auf Spurensuche nach dem „Zwei-Kreuz-Meister“ im Spessart

Bild: Steinmetzzeichen des „Zwei-Kreuz-Meisters“

 

Die Rodensteiner ließen bekanntlich viele ihrer Grabdenkmäler von Bildhauern aus dem Spessartraum schaffen. Eine Erkundungstour von Mitarbeitern des Heimatmuseums Rodenstein in der Spessartstadt Lohr erbrachte aufschlussreiche Ergebnisse. Die Suche galt dem so genannten „Zwei-Kreuz-Meister“, einem Bildhauer und Steinmetz, dessen Meisterzeichen aus zwei Kreuzen auf einer schrägen Standlinie besteht, jedoch dessen Personenname unbekannt geblieben ist. Man findet sein Zeichen (allerdings stark verwittert) an einem Fenstergewände des Mühlturms der Burgruine Rodenstein und in der evangelischen Kirche in Fränkisch-Crumbach – und zwar über dem Kopf der Anna von Rodenstein geb. Baier von Boppard (+ 1560), deren Epitaph im Chor steht.  Sie trägt eine Haube mit Kinnband, in den gefalteten Händen hält sie einen Rosenkranz. Neben Anna befindet sich das vom selben Bildhauer stammende Grabdenkmal ihres Gemahls Hans IV. von Rodenstein (+ 1531). Unter dem hochgeklappten Visier wird sein vorzügliches Porträt in vollem Umfang sichtbar. Der Ritter ist mit Dolch (leider abgebrochen) und Schwert ausgestattet. Der auffällig große und mit Ornamenten geschmückte Rüsthaken auf seiner rechten Brustseite gab Anlass zur Entstehung einer Sage. 

In der Michaelskirche in Lohr konnte man nun zwei Epitaphien in Augenschein nehmen, die denjenigen in Fränkisch-Crumbach stilistisch und hinsichtlich Körperhaltung und Bekleidung sehr ähneln. Beide sind zweifellos von derselben Hand geschaffen worden wie die genannten Rodenstein-Epitaphien. Es handelt sich um die Grabdenkmäler von Graf  Reinhart von Rieneck (1497 – 1518) und Gräfin Agnes von Rieneck (+ 1519). Der bereits im Alter von 21 Jahren verstorbene Graf tritt uns – ebenso wie Hans IV. von Rodenstein – in Maximiliansrüstung gegenüber und trägt Schwert und Waffenhammer (leider beschädigt). Die Gräfin ist  - wie auch Anna Baier von Boppard – mit Haube und Kinnband bekleidet, ebenso trägt sie die Rosenkranzkette und ein faltenreiches Gewand. Für die Entstehungszeit ungewöhnlich ist es, dass beide Frauen auf einem Löwen stehen. 

Sowohl in der „Schneewittchen-Stadt“ Lohr als auch im sagenumwobenen Fränkisch-Crumbach hat also der umratene „Zwei-Kreuz-Meister“ künstlerisch bemerkenswerte vollplastische Epitaphien hinterlassen.

 

Für den Museumsverein: K.-H. Mittenhuber

Grabdenkmäler von Hans IV. von Rodenstein und seiner Gemahlin Anna von Rodenstein geb. Baier von Boppard

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